Meßprinzipien der Winddichtheit

Zur Durchströmung von Öffnungen ist eine Druckdifferenz erforderlich, die in der Realität durch Windkräfte, thermische Auftriebsdrücke oder mit RLT-Anlagen erzeugt wird.

Zur meßtechnischen Bestimmung der Luftdichtheit von Gebäuden wird dieses Druckpotential in gewünschter Höhe künstlich mit Hilfe eines oder mehrerer mobiler Ventilatoren geschaffen.

In diesem Zusammenhang dominiert das sog. „Blower-Door-Verfahren". Dabei wird in eine großformatige Außenwandöffnung des Gebäudes (i.d.R. Außen- oder Balkontür oder Fenster) ein verstellbarer Rahmen eingesetzt, der über ein luftdichtes Segeltuch einen volumenstromregelbaren Ventilator aufnimmt.
Mit dem regelbaren Ventilator wird entweder Luft in das Gebäude hineingeblasen (Überdruck) oder daraus abgesaugt (Unterdruck). Gezielt wird dabei der Druckbereich zwischen 10 bis 60 Pa (Über- bzw. Unterdruck) abgefahren und dabei der entsprechende Volumenstrom bestimmt.

Die Messung gestaltet sich sehr einfach, wenn ein Bereich untersucht werden soll, der vollständig durch Außenwände eingeschlossen wird, weswegen die Untersuchung kompletter Einfamilienhäuser sehr unkompliziert durchzuführen ist. Für diese sog. Ein-Zonenmessung ist die genaue meßtechnische Verfahrensweise in DIN EN ISO 9972 beschrieben.

Einbau einer Blower-Door in eine Balkontür




Für diese sog. Ein-Zonenmessung ist die genaue meßtechnische Verfahrensweise in DIN EN 13829 beschrieben.


Eine Reihe von Objekten grenzen jedoch an benachbarte Zonen, so daß bei einer einfachen Messung auch die Undichtheiten zu dieser benachbarten Zone in das Meßergebnis einfließen und dieses folglich verfälschen. Um diesen negativen Einfluß zu unterbinden bzw. um Kenntnis über den Anteil einzelner Leckagen bzw. deren räumliche Verteilung zu erlangen, müssen die auf der Blower-Door-Methode aufbauenden sog. „erweiterten Meßmethoden" angewendet werden. Diese Methoden sind ausführlich in /Geißler97/, /Blasnik92/ und /Feustel90/ vorgestellt. Sämtliche erweiterten Meßmethoden setzen eine Querdurchströmung der Hüllfläche voraus (kürzester Weg), wovon bei massiven Bauteilen i.d.R. ausgegangen werden kann.  Mehrschalige Wandaufbauten lassen jedoch in der Regel auch in ihrem Inneren eine Weiterverteilung der Luft und damit eine Längsdurchströmung zu, was eine abgesicherte Interpretation von Meßergebnissen nahezu unmöglich macht.
Da Bauelemente in Leichtbauweise mehrschalig aufgebaut sind, ist von der Anwendung der erweiterten Meßmethoden in derartigen Gebäuden abzuraten. 

Zur Ergebnisinterpretation werden international eine Reihe von Kennwerten verwendet. Dabei dominiert eine Größe, der sog. n50-Wert. Der n50-Wert stellt den über die Gebäudeundichtheiten auftretenden Luftwechsel bei einer Druckdifferenz von 50 Pa dar. Er wird gebildet, indem der bei 50 Pa bestimmte Volumenstrom auf das lichte Volumen1 des Objektes bezogen wird.


1 aus den Innenabmaßen bestimmtes Volumen abzüglich des Volumens der Innenwandbauteile, jedoch ohne Berücksichtigung von Einbauten